Sigmund Freud verglich das menschliche Bewusstsein mit einem Eisberg, von dem lediglich die etwa 10% umfassende Spitze, die aus dem Wasser ragt, als unser bewusstes Ich bekannt ist. Die restlichen 90% darunter, auf denen die sichtbare Spitze basiert, bleiben unsichtbar und entsprechen in diesem Vergleich dem Unbewussten der Seele (in Freuds Sprache: dem Es). Die Wasseroberfläche fungiert dabei als Schwelle zwischen Bewusstem und Unbewusstem und verhindert den Blick nach unten; sie bildet so eine Art Zensur (weitere Details und eine Grafik finden sich im “Großen Handbuch der Hypnose”, S. 332ff).

Das Unbewusste, der überwiegende Teil der menschlichen Seele, ist nur durch Hypnose zugänglich. Daher kann Hypnose als Mittel genutzt werden, um in die Tiefen des Unbewussten einzutauchen. Ähnlich wie im Vergleich mit dem Eisberg wird auch bei der Seele (Psyche) die sichtbare Spitze auf der Basis des unsichtbaren Teils aufgebaut.

Unser Selbstbild, das wir bewusst als unser Ich wahrnehmen, entsteht aus einer Vielzahl von Einflüssen aus unserer Kultur und persönlichen Erziehung, die häufig auch den Eltern und anderen Erziehungspersonen, wie Lehrern, unbewusst oder unerkannt waren und quasi “mit der Muttermilch” aufgesogen wurden.

Zusätzlich vermittelt unsere Kultur lediglich eine Bedingungsakzeptanz. Ein Kind muss bestimmte Verhaltensweisen und Leistungen (z. B. in der Schule) erfüllen, um Liebe zu erfahren. Sätze wie “Wenn du das noch einmal machst, habe ich dich nicht mehr lieb!” haben die meisten Menschen wohl nicht nur in ihrer Kindheit häufig gehört. Diese Erwartung zwingt insbesondere kleine Kinder, die noch keine seelischen Schutzmechanismen entwickelt haben, wichtige Aspekte ihres Wesens ins Unbewusste zu verdrängen, was später zu schweren seelischen und körperlichen Erkrankungen führen kann.

Neben den unbewussten Anteilen der Seele in der Tiefe des Eisbergs existieren auch unbewusste Elemente oberhalb des Eisbergs. Freud bezeichnet diese als das Über-Ich, das gewissermaßen wie eine anerzogene moralische Instanz und Leitbild über uns schwebt. Das Über-Ich beeinflusst viele unserer Gefühle, Entscheidungen und Handlungen in Richtung einer Erziehung, die oft nicht dem eigentlichen Wesen des Menschen entspricht und nicht immer sinnvoll ist. Meist wird in der Erziehung nicht nach dem individuellen Wesen gefragt.

Unsere vorwiegend auf materielle und ideelle Werte ausgerichtete Kultur hinterfragt zudem kaum den Sinn des Daseins und die individuellen spirituellen Bedürfnisse und Wesensanteile des Menschen. Die großen Kirchen neigen dazu, hauptsächlich Glaubensdoktrinen mit universellem Anspruch zu verbreiten und diese Ansprüche notfalls auch gegen die Gewaltlosigkeitsgebote der Religionsstifter gewaltsam durchzusetzen. Individuen, die eigenständig nach ihrer eigenen Spiritualität suchen, erhalten von den verantwortlichen Institutionen kaum Unterstützung, sondern werden eher entmutigt oder sogar bestraft.

Daher befindet sich der durchschnittliche Mensch im Alltag einerseits in einem Zustand, der von zahlreichen einschränkenden und begrenzenden Einflüssen geprägt ist, und andererseits ist er ein Produkt vielfältiger Anforderungen, die oft nicht mit seinem eigentlichen Wesen im Einklang stehen.

Die Möglichkeit, das eigene Wesen zu erkennen, die Suche nach dem persönlichen Lebenssinn in dieser Welt zu beginnen und sich in tiefgründigen und authentischen Beziehungen mit anderen individuell zu entwickeln, ist in unserer Kultur nur schwer zu erkennen und noch schwieriger zu verwirklichen.

In diesem Kontext können entsprechende meditative und therapeutische Methoden mithilfe von Hypnose Wege eröffnen: Sie dienen der Erkenntnis und Verwirklichung des eigenen Wesens, der Identifizierung und Förderung eigener Talente und kreativer Aspekte, dem besseren Verständnis anderer Menschen sowie ihrer entsprechenden Unterstützung (einschließlich der eigenen Kinder) und der Entwicklung von tieferen und authentischeren Beziehungen zu ihnen. Ebenso fördern sie das bessere Verständnis unserer Welt, unserer Rolle in der Welt und unseres Lebenssinns.

Die Hypnose bildet die maßgebliche und unverzichtbare Grundlage für diesen Entwicklungsprozess. Sie dient als Basis des Bewusstseins für jede Form von Meditation und öffnet den Zugang zu den unterbewussten und überbewussten Inhalten sowie zu den spirituellen Wesensaspekten der eigenen Seele, die andernfalls ein Leben lang unterdrückt und verborgen bleiben könnten.

Wer sein Unbewusstes und seine Spiritualität nicht erkundet, riskiert, dass die verdrängten Inhalte im Unbewussten zu Krankheiten führen und vor allem, dass der eigentliche Sinn des eigenen Daseins verfehlt wird.

Je nach Ausgangslage und Zielsetzung sollte eine Entscheidung getroffen werden, ob man sich für einen Lehrer oder Therapeuten entscheidet oder ob man den Weg alleine beschreiten möchte und kann. Bei schwerwiegenderen Störungen oder Erkrankungen ist immer therapeutische Unterstützung ratsam (eine Liste qualifizierter Hypnosetherapeuten erhalten Sie über die GTH). Die Zielsetzung, diesen Weg so bewusst und erfolgreich wie möglich zu gestalten, kann jedoch gerade zu Beginn eine externe Hilfe äußerst sinnvoll machen, da es äußerst schwierig ist, hinter die eigenen “blinden Flecken” zu blicken, wenn man sich bereits in ihnen befindet.

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