Mein ganzes Leben lang habe ich damit verbracht die Hoffnung auf mehr Erfüllung zu bedienen. Immer neue Ideen wurden herangezogen, um der Möglichkeit von Erfüllung näher zu kommen. Aber ist Erfüllung jemals eingetreten? So weit ich dies beurteilen kann, nein! Erfüllungen von Wünschen sind kurzzeitiges Aufblitzen von Glück, welches der Geist schnell wieder entwertet oder noch schlimmer, die Angst entstehen lässt, das Objekt der Begierde wieder loszuwerden.
Wir stehen also immer der Situation gegenüber, dass unser Verstand uns sagt, dass etwas in unserer Realität so nicht ist, wie wir es gerne hätten, und das hat ein Gefühl von Unerfülltheit zur Folge. Dann fangen wir damit an die Realität zu ändern, wie wir es gerne hätten. Wir arbeiten hart, um uns die Wünsche zu erfüllen, von denen wir meinen, dass sie uns erfüllt sein lassen. Aber wenn der Porsche vor der Haustür steht, oder das sexuell ersehnte Wesen in unserem Bett ist, dann dauert es nicht lange und unser Verstand fängt abermals an etwas in unserer Realität als nicht in Ordnung anzusehen, und das Streben nach Veränderung beginnt von Neuem.
Wenn wir das beginnen zu sehen, dann haben wir zumindest einmal unsere Täuschung entlarvt. Die Wünsche sind zwar immer noch präsent, aber wir wissen bereits, dass ihre Erfüllung uns langfristig nicht erfüllt. Wir wollen uns aber dennoch „ganz“ fühlen.
Für alle, die sich näher damit beschäftigen möchten, empfehle ich mein Lieblingsbuch: Die Weisheit der Yoga-Sutras von Patañjali: Aus dem Sanskrit neu übersetzt und kommentiert
Es könnte sein, dass dieser Wunsch einfach das Bedürfnis ist, sich so geborgen und wunschlos zu fühlen, wie es ursprünglich einmal im Leib unserer Mutter gewesen ist. Wir brauchten noch nicht einmal zu atmen und auch keine Nahrung zu uns nehmen. Wir waren warm umhüllt und glucksende Geräusche waren unser Empfinden. Der Gedanke, dass etwas fehlen könnte war einfach nicht existent. Wir waren in einem Zustand glücklichen Seins. Und erst mit dem Aufkommen unseres Verstandes im späteren Leben konnten wir bewerten, dass uns dies oder jenes „fehlt“. Und nun ist der ständige Drang da, den ursprünglich so geborgenen Zustand der Glückseligkeit wiederherzustellen, was aber eine Unmöglichkeit darstellt.
Wenn man diese Tatsache in seine Überlegungen mit einbezieht, dann hat man das Problem bereits an seiner Wurzel gepackt. Ich habe dann wirklich begriffen, dass die Ursache von unerfülltem Sein in meinem Verstand zu finden ist. Mein Verstand ist eigentlich ein Werkzeug was mir helfen soll zu überleben. Und weil er das ist, ist er darauf ausgerichtet die Probleme zu lösen. Er ist also kein Instrument, was es begünstigt in Frieden und Harmonie zu verweilen, sondern sich mit dem „Konflikten“ im Leben zu beschäftigen. Und genau jenes ist es, was uns immer ein wenig unzufrieden sein lässt, denn Gedanken an zu lösende Probleme ziehen immer auch negative Gefühle mit sich.
Und so, wie sich unsere Situation darstellt, so sehen wir es auch in der Welt. Jeder „arbeitet“ an seinem Glück, was, wie wir festgestellt haben eine höchst illusorische Angelegenheit ist. Doch das hält die Menschheit nicht auf, das Spiel immer weiter zu treiben. Einige haben in ihrem Bestreben das Glück zu finden Firmen gegründet, und haben eine eigentlich sehr zufriedenstellende Lebenssituation. Sie lassen andere für sich arbeiten und kassieren dabei ordentlich ab. Aber sind sie glücklich? Die meisten sind es nicht, und haben auch meist nicht die Zeit sich das wirklich bewusst zu machen. Sie sind zu beschäftigt, sich mit solchen Fragen auseinander zu setzen. Wenn sie es täten und den oberen Text genauso assimilieren würden, wie du es hier bereits getan hast, dann würden sie ihre ganzen Machenschaften ad absurdum führen. Das soll nicht heißen, dass eine zielstrebige Tätigkeit nicht durchaus erfüllend sein kann, nein. Es kann eben sogar sein, dass sich der Verstand bei einer hoch konzentrierten Arbeit sogar in einen Flow begeben kann, was sich sehr erfüllend anfühlen kann. Aber sie tun dies ja meist nicht ohne auf das Ziel zu schauen. Und das Ziel ist es, was eben nicht zu dem ersehnten Frieden führt.
Die weitere Eigenschaft des Verstandes ist es uns ein Gefühl von Identität zu geben. Wir glauben „Jemand“ zu sein. Und eben im Unterschied zu dem beschriebenen Zustand des ungeborenen Kindes fühlt sich jeder, der eine Identität hat, als ein getrenntes Wesen. Und genau das ist die Ursache unserer Unerfülltheit. Wir wollen Eins sein mit allem und uns somit geborgen fühlen und in Frieden. Und das ist mit unserer Identität eben nicht möglich, weil das Gefühl des Getrennt Seins unmittelbar damit verbunden ist.
Schauen wir uns an, was unsere Identität und demnach auch unsere Wünsche bedingt, so müssen wir hier auf die Aktivitäten unseres Geistes verweisen. Das Zusammenspiel all unserer geistigen Aktivitäten lässt uns die Welt und uns selbst empfinden, WIE wir das alles empfinden. Das bedeutet, dass erst unsere unbewussten Programmierungen die Welt und uns selbst empfinden lässt.
Wie kommen wir also in den totalen Glückszustand, wenn es die Erfüllung der Wünsche nicht realisieren können? Es ist so einfach, und dennoch so schwer. Wir müssten den Zustand des ungeborenen Kindes wieder einnehmen können. Und was zeichnet diesen besonderen Zustand eigentlich aus? Es ist die ungefilterte Wahrnehmung all dessen was ist, ohne Interpretationen. Wir interpretieren nicht mehr ein jemand zu sein, und damit fällt das Gefühl der Trennung weg, und damit eben auch das Gefühl des Mangels. Das Gefühl der Einheit tritt an seine Stelle und verheißt ein echtes Gefühl von Glück und Erfüllung.
Wir sprachen von der Aktivität des Geistes als Ursache für Identität und demnach getrenntem Sein. Wie können wir aber denn unsere geistigen Aktivitäten zu unserem Vorteil verändern? Und hier nun kommt die Wissenschaft des Yoga ins Spiel. Patañjali hat die Systematik der geistigen Schulung in seinen Yogasutras genau beschrieben. Im Wesentlichen geht es dabei um die Beruhigung des Geistes. Symbolisch können wir die Aktivitäten unseres Geistes wie die Oberfläche eines Sees ansehen. Wenn alle Wellen sich so weit beruhigt haben, dass wir eine spiegelglatte Oberfläche haben, dann können wir hinab auf unser ursprünglich geistiges Wesen schauen. Und irgendwann ruht unser Wesen in uns selbst, und wir in ihm, und das ist dann die pure Erfüllung. Diese findet dann jenseits von all unserem Begehren statt und heilt zudem noch die Welt, die in Wahrheit nur EINS ist.
Machthaber verteidigen ihren Status, den sie keinesfalls verlieren wollen, indem sie die Massen der Menschen weitestgehend in Unwissenheit halten. Sie haben es geschafft, unser Denken durch Medien und Schulsysteme so zu beeinflussen, dass wir in ihrem Sinne „funktionieren“! Ihre größte Angst wäre eine erwachte Menschheit, was ihre Entmachtung augenblicklich nach sich ziehen würde. Vorbei wären alle Sklaverei und Unterdrückung. Wir selbst entscheiden, das Spiel der Wünsche und Begierden weiter mitzuspielen, oder das Spiel zu durchschauen, und uns einer klügeren Alternative hinzugeben.
Wenn du meinst, die Zeit dafür wäre reif, dann mache auch du einen Unterschied. Welche Begehren sind in dir aktiv? Womit nährst du deine ständig sinnlose Suche nach Erfüllung? Und ist es nicht so, dass du durch wirkliche Cleverness deinen Weg dadurch nicht nur erleichtern, sondern auch noch erheblich abkürzen kannst? Bedenke all das Leid, was du dir selbst zufügst durch die ewige Annahme etwas wollen zu müssen, anstatt genau jetzt die totale Erfüllung „zu sein“. Genau diesen Frieden wünsche ich dir!
Für alle, die sich damit beschäftigen möchten, empfehle ich hier meine Lieblingsbücher der Yogasutras:
Die Weisheit der Yoga-Sutras von Patañjali: Aus dem Sanskrit neu übersetzt und kommentiert
Lieber Uwe,
ein paar Gedanken zu deinen Gedanken:
Du schreibst: „Es könnte sein, dass dieser Wunsch einfach das Bedürfnis ist, sich so geborgen und wunschlos zu fühlen, wie es ursprünglich einmal im Leib unserer Mutter gewesen ist.…Der Gedanke, dass etwas fehlen könnte war einfach nicht existent.“
Mag sein, dass der Gedanke nicht existent war/ist, aber: Nimmt ein ungeborenes Kind im Leib der Mutter nicht auch schon wahr, ob es gewollt ist oder nicht? Nimmt ein ungeborenes Kind im Leib der Mutter nicht auch schon wahr, ob es geliebt wird oder nicht? Nimmt ein ungeborenes Kind nicht auch schon (mit der Nabelschnur) auf, was die Mutter zu sich nimmt, – ob es dem Kind nun schadet oder nicht?
Du schreibst unter anderem: ; … Es ist so einfach, und dennoch so schwer. Wir müssten den Zustand des ungeborenen Kindes wieder einnehmen können.“
Sorry Uwe,
aber mir reicht das nicht. Ich finde, wir müssten einen Zustand einnehmen können, der noch davor ist – einen Zustand also noch vor dem Zustand des Kindes im Mutterleib. Da mag ein Zustand sein, in dem wir uns aufgehoben, geborgen, eins und glückselig „fühlen“ konnten/können.
…. und was-weiß-der-Kuckuck, warum ich stattdessen auf dieser Welt mit all ihren Unzulänglichkeiten bin. Was ist da wohl passiert? Wollte ich das? Wer wollte das?
Wenn ich auf dieser Welt etwas zum Guten/Besseren ändern will/wollte, dann muss/müsste ich (in diesem Fall also mein Verstand) schon mal differenzieren, zwischen Gut und Besser … zwischen Gut und Böse/Schlecht, … zwischen wissend und unwissend …. zwischen erleuchtet (Grad/Stufe der Erleuchtung) oder eben gar nicht erwacht …
und schon hätten mich mein Verstand, meine Wünsche und all mein Begehren wieder aus dem Urzustand von Eins-Sein herausgeholt.
… und wenn du schreibst: “Wenn alle Wellen sich so weit beruhigt haben, dass wir wieder eine spiegelglatte Oberfläche haben, dann können wir hinab auf unser ursprünglich geistiges Wesen schauen. Und irgendwann ruht unser Wesen in uns selbst, und wir in ihm, und das ist dann die pure Erfüllung. Diese findet dann jenseits von all unserem Begehren statt und heilt zudem noch die Welt, die in Wahrheit nur EINS ist.
… dann finde ich das ur-mega-cool und wunderschön.
Hallo Sabine, ja mit den Texten ist es so eine Sache. Ich versuche für den Hörer Bilder zu entwickeln, die bestimmte Emotionen hervorrufen. Der Fall, dass ein Mensch die vorgeburtliche Zeit als Horror erlebt ist hoffentlich selten. Auf jeden Fall hat derjenige dann später psychisch damit zu tun, wenn es schlecht lief, kann sich allerdings an kein Detail erinnern, weil das chronologische Gedächtnis noch nicht ausgebildet ist. Insofern verbinden Menschen das Sein im Bauch der Mutter symbolisch als Geborgenheit. Wenn Du sagst, wir sollten den Zustand vor der Empfängnis einnehmen, dann stimme ich Dir zu, bloß da komme ich mit meinen Hörern möglicherweise in einen Glaubenskonflikt. Weißt Du, ich beschäftige mich mit der Erleuchtung nun schon ziemlich lange und wenn man bestimmte Dinge hört, dann ist alles klar. Scott Kiloby zum Beispiel sagt: “Da gibt es nur dies!” Mehr nicht. Es gibt nur dies und in diesem findet alles statt, kommt und geht. Aber das eine kommt weder, noch geht es. Es ist die ewige Präsenz. All diese Worte erscheinen darin und vergehen wieder. Und darum mache ich mir über die Inhalte nicht mehr so viele Gedanken und gehe mehr in das Gefühl. Wenn wir im Gefühl sind ohne Gedanken, dann kann sich unser Ego auflösen und wir sind wieder da, wo wir vor der Empfängnis waren. Ich danke Dir für die Anregungen und dem Zuspruch! Ganz liebe Grüße Uwe
Lieber Uwe,
ich las mal folgendes: “Wenn jeder des anderen Freund wäre, wieviel Freunde hätten wir dann?”
Wenn ich in diesen Satz hinein gehe und ihn als bereits erfüllt fühle, dann bemerke ich, dass
ich absolut glücklich bin und nichts mehr hinterjage vor lauter eigener innerer Instabilität usw.
Hallo liebe Antonia,
Danke für Deinen Kommentar! Alles ist Bewusstsein, und demnach ist auch alles materielle Bewusstsein. Und Deine Verkörperung manifestiert in deinem Gehirn ein Programm (definiertes Bewusstsein). Und dieses Programm ist das, was Dich so fühlen und denken lässt, wie Du es tust. Du bist quasi in einem selbst erstellten Computerspiel, wo Du nur durch Deine Gedanken, Gefühle und Handlungen dasjenige erzeugst, was Du erlebst. Und wenn du nur gute Dinge erleben möchtest, dann sorge dafür, dass Du nur die guten Gefühle zulässt. Und wenn es mal nicht so gut läuft, dann liebe Dich dafür, dass es mal nicht so gut läuft. Und wenn Du innerlich annimmst, dass alle Menschen Deine Freunde sind, dann denkst Du dass alle Menschen immer gut zu Dir sein werden. Und das wird dann das Resultat sein. Sich dazu erziehen ist ein Prozess. Wenn jemand böse zu Dir ist, reagiere nicht darauf, sondern gehe weiter den Weg, dass sich für Dich alles in der besten Art und Weise entwickeln wird. Tue so, als ob alles schon so ist, wie Du es gerne hättest!
Liebe Grüße Uwe